Immer noch Corona, also wieder was mit Fahrrad 🙂
Dieses Mal nehmen wir uns ein Gebiet der Schweiz vor, welches wir noch nicht gut kennen. Wir starten in Fribourg; dieses Mal ohne das ganze Klettergepäck. Von dort geht bei ziemlich heissen Temperaturen Richtung Lac de la Grueyère. Klebrig und zäh kämpfen wir uns weiter Richtung Montbovon und von dort auf der Route 4 stetig hoch zum Stausee Lac de l`Hondrin auf 1250 M.ü.M. Ein eher schmales, steiles Strässlein führt durch einen wunderschönen Wald hoch bis zum Damm. Leicht geschockt stellen wir fest, dass im Welschland wohl anderen Regelungen zum Freedom Camping herrschen. Wohnwagen an Wohnwagen reihen sich am Ufer, dazwischen ganze Zeltstätte und das einzige was uns dazu einfällt ist: Da muss alles total verschissen sein! Vielleicht eine Ausserordentliche Situation mit Corona- all die Wohnwagen wären normalerweise wohl über Auffahrt am Mittelmeer. Wir fahren mit letzter Energie und kurz vor dem pampig werden noch ein gutes Stück um den See, wo wir uns ein spezielles Übernachtungsplätzchen mit Aussichtsbänkchen auswählen. Die Tomatensuppe reichern wir mit frischer Brennessel an und wie immer schmeckt das Nachtessen nach einem Kalorienintensiven Tag phänomenal. So befriedigend am Abend die leergebrauchten Energiespeicher wieder aufzufüllen. Wir sind fast zu müde, um den fantastischen Sternenhimmel gebührend zu bewundern.
Am nächsten Tag geht die Fahrt weiter um den abenteuerlich geformten Stausee. Bald wird uns klar, wie all die Wohnwagen hier rauf gekommen sind- es gibt eine massiv grössere Zufahrtsstrasse von der Ostseite her.
Die gewundene Strasse zieht sich in diversen Kurven rauf und runter, bis wir schliesslich die letzte Steigung überwunden haben und uns die steilste, längste Abfahrt anlacht, die ich mir denken kann: Von ca. 1500 Meter auf 400 Meter runter in ca. 7 gewundenen Kilometern. Mit einem wunderbaren Kaffeestopp im gemütlichen Café Luan irgendwo hoch auf der Bergflanke.
Das Wallis ist glühend heiss und das Fahren ist nur dank dem Fahrtwind erträglich. Irgendwo um Monthey entschliessen wir uns zu einer Siesta und kühlen uns in der wunderbar kalten Rhone ab.
Routenplanung ist angesagt. Wir bleiben Ehrgeizig und entschliessen uns, nach der Pause eine weitere Henkerssteigung in Angriff zu nehmen: Wir fahren bis nach Martiny (460 M.ü.M) vorbei an unzähligen Aprikosenplantagen und biegen auf die steile Strasse hoch nach Salvan ein. Die engen Serpentinen bereiten uns unglaublich Spass und in einem totalen Stimmungshoch erreichen wir bald das fast 1000 M. hoch gelegene Salvan. Von dort gehts weiter auf immer schmaler werdenden Strässchen ins Val du Van. Traumhafte, wilde Natur umgibt uns bald. Auf der Fahrt begegnen wir einem Fuchs, einer Schlange und unzähligen Eichelhähern.
Unzählige Kurven später erreichen wir unser heutiges Ziel- der jetzt stillgelegte Camping Salanve fast am Ende der Strasse. Auch hierher hat es einige andere Menschen verschlagen. Da der Camping Coronabedingt geschlossen ist, suchen auch wir uns ein Plätzchen etwas abseits. Wir haben unser Plätzli weise gewählt, wie wir nach dem Eindunkeln feststellen. Gerade am Strässchen, unterhalb einer Verbuschten Felsflanke, einige Schneefelder in der Nähe. Wir hören immer wieder Steinschläge; die einige 100 Meter von uns niedergehen. Mein Schlaf ist dementsprechend unruhig, aber der Verstand ist sicher, dass wir an unserem Plätzchen verschont bleiben werden.
Wegen Regenwarnung am Mittag stehen wir ganz früh auf am nächsten Tag, brechen unser Zelt ab und machen uns zu Fuss auf Richtung dem Lac de Slanfe- ein weiterer Stausee, der die geteerte Zufahrtstrasse im Tal erklärt. Die Morgenstimmung ist magisch und wir begegnen auf dem Aufstieg ganzen Rudeln von Steiböcken, die wenig scheu ihr Morgenessen zusammensuchen.
Dann bei der Staumauer angelangt werden wir Zeugen einer tollen Vorführung: eine Steinbockfamilie klettert behände die steile Mauer hinauf, traversiert hin und her, auf scheinbar glattem Untergrund. Es scheint als würden die Tiere ihren Rundgang auf dem Bauwerk aus reiner Freude unternehmen. Schwungvoll gallopieren sie schliesslich die fast senkrechte Wand runter und springen in die Schneemassen unterhalb.
Wir setzen legen eine Umkehrzeit fest und steigen weiter auf den Col de Jorat. Die Sicht ist fantastisch.
Später schaffen wir gerade noch vor dem Regenstart die verdiente Abfahrt zurück nach Martigny. Von dort nehmen wir den Zug nach Brig und weiter bis ins Goms nach Münster. In einem umgenutzen Flugzeughangar finden wir Schutz vor dem anhaltenden Regen. Ein ganzer Hangar für uns- auf dem Spielplatz, wo ich vor Jahren bereits einmal übernachtet habe.
Am nächsten Tag hat Louie schlimme Schmerzen in seiner Achillessehne und so bleibt er gemütlich im Tal, während ich eine schnellbesteigung zur Galehitte unternehme. Ebenfalls ein lohnendes Türchen; mit Runterrennen macht es doppelt Spass.
Nun bliebt uns die RĂĽckfahrt auf der Route 1 von MĂĽnster nach Brig. Der Weg ist aber nicht wie erwartet eine einzige sanfte Abfahrt, sondern fĂĽhrt uns rauf und runter, mit einem Abstecher ins Binntal schliesslich dann doch noch nach Brig.
Dort gibts eine (eher schlechte) Pizza zur Belohnung und einen direkten Zug zurĂĽck nach Winti.