Wie im letzten Blog schon angedeutet, fuhren wir nicht zu zweit sondern zu sechst von Christchurch zurück nach Dunedin. Dank Louie`s Mum schiebe ich meinen Traum von den eigenen Hühnern nicht mehr länger raus und zack zack hat sie uns auf Trademe (eine Internetseite wie Tutti.ch, auf der man alles vom Schrauberzieher zum Velo, Auto, Haus, Job oder Pferd 2nd Hand ersteigern kann) vier zweijährige Free range Hühner ersteigert. Nachdem wir uns in einer Kartonsammlung einige Boxen rausgeklaubt haben machen wir uns auf die Suche nach der Adresse.
Das Bauernhaus liegt etwas versteckt in einem Wäldchen und vom Bauern ist weit und breit keine Spur. Dafür von den Hühnern. Auf dem ganzen, etwas verwahrlosten Hof spazieren die herum und die Population verdichtet sich entscheidend in und um einen lottrigen, offenen Holzschopf. Irgendwo entdecken wir ein Schwein, einige Schafe schleppen ihre dicke Wolle und trotz den kläffenden Hunden im Haus ist immer noch kein Farmer in Sicht. Wir schlendern etwas auf dem Hof herum und versuchen den guten Mann zu erreichen. Bald erfahren wir, dass ihm seine Rinder ausgebüxt sind und er jetzt irgendwo einen kaputten Zaun flicken muss; also nicht gerade nach Hause kommt. Wir schlagen ihm vor, unsere vier Vögel gleich selber einzufangen und das Geld dann einfach hinzulegen. Zu unserer Überraschung findet er: Kein Problem.
Yey! Die Hühnerjagdt konnte also beginnen. Ich bedaure es sehr, dass wir zu diesem Zeitpunkt keine Go-pro auf unsere Köpfe montieren konnten…Das erste Huhn war schnell eingefangen: Es kam neugierig auf uns zu geschlendert und da es zur sympathischen Neugier auch noch gesund und hübsch aussah, fackelten wir nicht lange und packten es in eine Schachtel. Gar nicht schwer. Aber ziemlich aufregend :). Noch drei. Unser Ehrgeiz war es natürlich, die schönsten Hühner auszusuchen. Die zerrupften, mit den kahlen Füdlis liessen wir links liegen (obwohl wohl gerade die die meisten Eier legen) und konzentrierten uns auf die stolzen Freigeister, die ausgebüxt im ganzen Hof rumstolzierten. Bald hatten wir die nächste schöne Henne im Visier und versuchten sie geschickt einzukesseln. Mit ein paar Stop-and-Go Schritten hatten wir auch diese bald eingepackt. Die Dritte konnten wir aussen vom Zaun in eine Ecke drängen und sie so schnappen. Das wichtigste ist dabei, die wild schlagenden Flügel möglichst schnell unter Kontrolle zu bringen damit das Tier ruhig gehalten werden kann.
Als vierte Dame stach uns ein elegantes, fast weisses Tier ins Auge. Die wunderschöne Henne ergriff mit ausgreifenden Schritten vor uns die Flucht. Nach einem Abstecher ins meterhohe Gebüsch gelang es uns schliesslich, das Tier in die Scheune zu treiben. Nachdem uns eine der anderen durch einen Spalt im Gatter entwischt war, versuchten wir dieses Mal geschickter zu sein und schlossen das Tor hinter mir. Sobald das Huhn seine ungemütliche Lage erkannt hatte wechselte sie vom Verstecken spielen zur Flucht nach Vorne: Blitzschnell checkte sie mich und meine Umgebung ab und entwischte mit einem beeindruckenden Flug durch eine Lücke im Lattenzaun hinter mir. Wir waren sehr beeindruckt und umso entschlossener, dass wir genau diese Henne wollen.
Nach zwei weiteren Fangversuchen gaben wir uns geschlagen und gaben uns mit einer weniger gewitzten Kandidatin zufrieden.
In ihren dunklen Kisten waren die Hennen erstaunlich ruhig und auf der ganzen langen Fahrt nach Dunedin hörten wir praktisch keinen Mucks von ihnen.
Spät abends erreichten wir unser Zuhause und mussten erstmal den Hühnerstall etwas säubern. Wir füllten Wasser und Futter auf, setzten unsere neuen Freunde auf ihre Sitzstangen und wünschten Gute Nacht.
Am nächsten Morgen konnten wir nicht schnell genug zu unseren Hühner kommen. Leben sie alle? Hat es schon ein Ei in der Legebox? Die armen, müden Geschöpfe waren noch nicht mal von ihren Stangen runtergekommen. Wir setzten sie auf den Boden und schauten mit Kinderfreude zu, wie sie sich über das Futter und Wasser hermachten.
Was Louie (auf Hauchdeutsch!) dazu sagt:
Die Hühner kennen uns langsam und kommen freudig, wahrscheinlich eher hungrig, zu uns. Sie sind zufrieden mit ihrem neuen Zuhause, dazu legen sie auch immer mehr Eier. Wir haben verschiedenes Futter ausprobiert: Kohl haben sie nicht so gern, altes Brot lässt sie glücklich gackern, bei dicken Meeralgen sind sie noch unsicher was zu machen. Ihre Augen sind klar und ihre Kämme stehen auf. Hühner machen mich glücklich.