Die Queen hat Geburtstag, wir einen extra Tag Wochenende und die Sonne scheint!!
Das ist definitiv unsere grosse Chance für ein 3-Tages Trekking. Doch wo könnten wir denn hin? Von allen Seiten hören wir, dass es UNZÄHLIGE Möglichkeiten gibt für Tramps – Doch wie findet man die genau? Das Departement of Conservation (DOC) bietet einige Tourenvorschläge; aber die Auswahl ist sehr ausgewählt und hilft uns nicht so recht weiter. Auch wollen wir nicht unbedingt 5 h Anfahrtsweg in Kauf nehmen. So beginnt es wie es lieber nicht begonnen hätte: Anstatt am Samstagmorgen schnellstmöglich aus der Stadt zu kommen statten wir dem Information Center von Dunedin einen kurzen Besuch ab und finden schliesslich ein scheinbar geeignetes Gebiet und die passenden Karten.
Endlich sind wie “on the road” und fahren unserem nächsten mehrtägigen Abenteuer entgegen. Die Autofahrt dahin ist schlicht traumhaft und nachdem wir von der attraktiven Küstenstrecke abgebogen sind erspähen wir schon die ersten Schneegepuderten Gipfel.
Bald verwandelt sich die Zufahrtsstrasse in eine Gravel Road und irgendwann entschliessen wir uns, das Auto schon etwas früher stehen zu lassen, um kein Steckenbleiben im morastigen Untergrund zu riskieren.
Wir haben Glück und kriegen bald eine Mitfahrgelegenheit in einem 4WD zum Startpunkt unseres Tracks. Noch schnell im Hüttenbuch einschreiben, kurz mit zwei Tagesausflüglern plaudern, vergessene Sonnenbrille durch gefundene Plastikbrille ersetzen aus der Hütte und…. Das gibst ja nicht!! Die Türe lässt sich nicht öffnen!!!+ç*ç&%&&()&)(/=/= So was passiert doch nicht! Die Fenster lassen sich nicht öffnen und auch sonst bietet sich eine Fluchtmöglichkeit an. Bald sind wir zwischen Fluchen und Lachen am sämtliche Hütten Gerätschaften auf Türaufbrechpotenzial am Testen. Mit einem Feuerrechen kann Louie schliesslich die Türbolzen herausdrücken. Doch- zu früh gefreut- auch so lässt sich die Türe nicht rausheben. Schlisslich beginnen wir sämtliche möglichen und unmöglichen Schrauben aufzudrehen. Endlich- kurz bevor wir eines der Fenster einschlagen, lässt sich die Türe aufdrücken und uns wird klar, warum wir festgesteckt sind: Da haben uns die beiden netten Leute einfach in der Hütte eingeschlossen!
Die gewonnene Zeit ist also wieder aufgebraucht aber endlich sind wir auf dem Weg. Die Landschaft ist ziemlich beeindruckend und die Schneemengen lassen uns etwas an unserer Tourenplanung zweifeln. Neuseeland ist berühmt für die unberührten Flussläufe, die in immer ändernden Formation ganze Täler einnehmen. Was aus der Luft wie ein Stück Naturkunst aussieht, präsentiert sich auf Taleshöhe vor allem… NASS. Und da es überall Schnee und Eis hat auch KALT. Schon nach wenigen hundert Metern stehen uns die ersten Überquerungen von kleinen Flussläufen bevor. Mit ein bisschen Ausschau halten finden wir aber geeignete Stellen um trockenen Fusses rüberzukommen. Diese kleinen “Siege” halten aber nicht lange an. Bei den ersten beiden grösseren Strömen schmeisst sich Louie in sein Gentlemen- Ich und watet barfuss ganze dreimal durch das eisigkalt Nass. Einmal mit den Rucksäcken und seinen Schuhen, einmal zurück und einmal mit mir auf dem Buckel.
Bei dem dritten grossen Flusslauf geben wir uns aber definitiv geschlagen und waten todesmutig ganz im Kiwistyle in den Wanderschuhen durch die Fluten. Brrr!! Dieses Gefühl wenn das ca. 2 Gradige Wasser in den Schuh reinsickert… KALTKALTKALT. Die ersten Schritte nach solch einer Flussdurchquerung fühlen sich jeweil an, als hätten wir unsere Füsse in schwere Eisklötze eingefroren.
And das ewige gluckern in den Schuhen beim Weiterwandern gewöhnt man sich aber bald.
Die DOC Hütte, die wir heute anpeilen ist eine freudige Überraschung: Es hat Holz zum einfeuern! Nach einigen Stunden ist es in der Hütte wohlig warm und am schwarzen Nachthimmel beeindrucken uns die Milliionen von funkelnden Sternen. Gerade über unseren Köpfen zieht sich die Milchstrasse über den Nachthimmel! Und wir kleine Fürze legen uns schon bald schlafen.
Morgenstimmung am nächsten Tag: Eisig mit einem klaren Himmel, der abermals bombastisches Wetter verspricht. Schon bald sind wir in unseren fast trockenen Schuhen unterwegs und schaffen es sogar, die ersten beiden Flüsse trockenen Schuehes zu überqueren (Gentlemen- Louie sei Dank!). Der Aufwand lohnt sich heute: Schnell gewinnen wir an Höhe und lassen so all die Wasserläufe unter uns. Mit zunehmender Höhe nimmt auch der Schnee zu. Eine “Abkürzung” über eine lange Kuppe entpuppt sich als wahre Challenge. Bald geht Louie voraus und stapft unermüdlich eine Spurt durch den immer tiefer werdenen Schnee. Stundenlang. 4,5 Stunden lang um genau zu sein. Nachdem wir unseren “Point of on return” schon zweimal den Berg hochgeschoben haben, entscheiden wir schliesslich ziemlich erledigt und zwei Stunden zu spät, dass umkehren wohl die sicherste Variante ist. Erinnerungen an einen gewissen Heliflug in der CH werden wach. Nur- hier kommt kein Heli. Hier erfriert man jämmerlich und ganz allein irgendwo im nirgendwo. Mittlerweile sinken wir zum Teil hüfttief im Schnee ein und vom erhofften Weg ist noch immer keine Spur zu sehen, bzw. in weiter Höhe ist er zu erahnen. Dafür wird unser mühsamer Aufstieg von einem Atemberaubenden Ausblick auf die Südlichen Alpen inklusive Mount Cook belohnt.
Der Abstieg ist definitiv eine schlaue Entscheidung. Louie ist vom Spuren erledigt und das Tageslicht wird auch nicht mehr lange hinhalten. Wie gehen so schnell wie möglich, um es vor Nachteinbruch von der ca. 7km langen Kuppe zurück auf den (breiten) offiziellen Weg zu schaffen. Die Abendstimmung auf den Hügelzügen ist beeindruckend und die vom Schnee durchnässten Socken und Schuhe kühlen meine Füsse auf eine beängstigend tiefe Temperatur runter. Ziemlich scary so mit plotschnassen Schuhen bei ca. -5 °C im Tiefschnee unterwegs zu sein!
Nach einem langen Kampf im halbdunkeln mit sehr dornigem Gestrüpp und gefrorenen Grasbüscheln schaffen wir es nach 3 h zurück auf den Weg. Es ist Nacht mittlerweile und die ersten Sterne blinken auf uns runter. Jetzt wäre ein guter Moment, um in eine vorgeheizte Hütte zu stolpern und eine heisse Suppe zu schlürfen. Doch so weit sind wir noch nicht. Uns steht ein weiterer 2 stündiger Marsch, eine kleine Passüberquerung und 3 Flussüberquerungen bevor. Wir haben uns wohl noch nie so langsam eine Passstrasse hochgequält! Vom stapfen im Schnee sind unsere Lendensehnen (heissen die so?) total erledigt und schmerzen bei jedem Schritt. Doch unsere Stimmung ist gut! Wir sind zurück auf einem bekannten Weg, der Sternenhimmel ist prachtvoll und wir können sicher sein, dass in der Hütte (die gleiche wie am Vortag) genügend Holz zum Einfeuern bereit liegt.
Schlisslich- nach 12 stündigem Marsch; davon 6 h im Tiefschnee, erreichen wir “unsere” Hütte! Was für ein Gefühl!
Am Montag morgen spüren wir beide die Anstrengung vom vergangenen Tag in den Knochen, Gelenken und Muskeln. Die Strecke zurück zum Auto zieht sich unglaublich. Da meine Füsse auch trotz den heutigen eiskalten Flussüberquerungen nicht mehr ganz so taub sind wie gestern gesellen sich zu den müden Lendensehen auch noch arg schmerzende Blasen dazu.
Trotz der tollen Landschaft und dem super Trip freuen wir uns sehr über den Anblick unseres Autos!
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